notes from out there.

Dorf, zweiter Abend. Die Musik auf dem großen Platz verklingt nur langsam. Immer wieder quieken Kinder, lachen Jugendliche. Flaschen stoßen aneinander. Ein Traktor dröhnt bergauf, Ketten klappern gegen den Radkasten. Gänse wurden in den Stall getrieben, die Schafe haben sich hinter die Häuser verzogen. Kaum noch heißes Wasser im Speicher, aber für heute wird es reichen. Warten auf die Kühle der Nacht, das Leise in ihr, heute noch etwas mehr. (Sleep well everyone, wherever you are.)


(Mit neuen Besitzern kommen neue Zäune, schneiden durch welliges Terrain, das bislang noch nie getrennt war, kappen Pfade, verbergen Höfe. Man grenzt sich ab, man bleibt für sich, und man findet immer gute Begründungen dafür. Fremd im Gewohnten.)


Blurred trees in a long exposure shot. Blue nightsky, a few stars.

Evening. An odd kind of motion. An odd kind of light. // 📷 366skies 

#366skies #outerworld #smartphonephotography #the_village_and_the_hills


5pm. Village afternoon. Off track, far from plans. Calm, loud, depending on ones perspective. Gooses in the meadow, surrounded by feather snow. Trees at the pond already glowing with the light of early sunset. Pondering the ambivalence of home, as so often when out here. 


und Umland: Mit wem will man sprechen, wenn man in einer extrem toxischen, manipulativen Partnerschaft lebt, Kinder involviert sind und man sowohl diese als auch sich selbst schützen muss? Frage nicht für mich selbst, Boosts und Ideen trotzdem willkommen. Danke!😔


Volksfest zwischen Städten, dort, wo der ehrwürdige Gasthof seit Jahrzehnten verfällt und grelle Poster Kompetenz statt Ideologie einfordern. Weiße Bierzelte quer über den Platz. Der Kneipenwirt aus dem Nachbardorf steht hinter einer Batterie von Grills in praller Sonne, Schweiß glänzt auf dem nackten Oberkörper. Man muss nicht viel hören, um die Musik zu erkennen, und irgendjemand parkt immer den alten Trabant neben den Feiernden, ohne Dach, tarngrün und mit NVA-Enblem auf der Tür. Man muss nicht lang verweilen, sich unwohl zu fühlen. Und so fährt man vorüber, weiter durch den heißen Tag, unsicher über die Welt, sich selbst und die eigenen Vorurteile. 


Closing in on 10am. That other city again. Too many unfamiliar faces, too many slightly unpleasant encounters. There always are places uplifting and inspiring, there are places to feel down, and there are some even more difficult than that. Bleak is an even stronger feeling than dark, sometimes.


Robustheit und Nachdruck der inneren Uhr: Plötzlich wieder Morgen fern der Stadt, früher, als er sein müsste, aber irgendwann bleibt der Schlaf zurück mit den rennenden Stunden und verliert sich schließlich zwischen all jenen Gedanken, die im Zwielicht am wachsten sind. Holztreppe, kaltes Wasser, Rotkehlchen im Futterhäuschen. Keine Dorfkatzen in diesen Tagen, die Wiesen liegen unberührt und still bis zu jener Linie, an der der Drahtzaun das Land zerschneidet und hinter dem abgeerntete, halb gepflügte Felder beginnen. Die erste Glocke hört man heute nur, wenn man an der richtigen Stelle steht und kurz den Atem anhält. Kaffee, Brötchen, hoffentlich genügend Planlosigkeit. Warten auf den Sonnenaufgang. Habt es mild heute! 


Schließlich: Dorfnacht unter der Esche. Noch einige Sterne, die es schaffen, durch das ausladende Blätterdickicht der Krone zu blicken. Grillen singen von den Abenden vergangener Sommer, aber das Rauschen des Baches übertönt vieles. Immer wieder Feuerwerk, irgendwo in einem anderen Tal, der Wind trägt den Klang zu ungesehenen Bildern mit sich, während entlang der Straße wieder die Rolläden schließen. Flaschen, Gläser wegräumen. Stühle zusammenklappen. Noch ein Gang um das Haus, vorsichtig und in fast völliger Dunkelheit. Dann darf sich Ruhe einstellen. (Have a pleasant night wherever you are.)


Geschichten und Geschichte. Verschiedene Lebenslinien, manche schneiden die eigene, manche sind so weitläufig, dass von Nähe nicht zu sprechen ist. Heimat im Ort als das Gespräch über den Gartenzaun, aber irgendwann stehen andere Menschen auf der anderen Seite und irgendwann wird auch der Zaun ein anderer, lässt desorientiert und ohne Anknüpfungspunkte zurück. Eine gleichermaßen beklemmende und befreiende Einsicht. 


5pm and on. Mixing up time zones and time units again. Floating with the afternoon, unsure whether it touches evening already. Still hard to calm down, still hard to lose that speed that has been around all week. (And trying to ignore everything that has been postponed again, knowing it will be back soon enough. Dusty plains and dried earth left and right of the road. Moving on, missing clouds, waiting to finally enter the forests again.)


A clear blue sky above trees, bearing a structure of vague white clouds.

Halfway through the day. All colours are quiet, no clouds to hide these skies. // 📷 366skies

#366skies #smartphonephotography #dresden #urban_escapism


Kurze Pause, Joghurt statt Kuchen. Viel zu spät aus dem Fokus aufgeschreckt, sich das Genick reibend und vorsichtig sondierend, inwieweit der Körper nach Stunden in nahezu unveränderter Position noch zu weitergehenden Bewegungen imstande ist. Mit wenig erfreulichen, aber auch wenig überraschenden Resultaten. Blaubunte Stapel im Kalender mustern, und überlegen, welche Erinnerungen zu welchem der Blöcke bleiben, die die helle Linie schon überstrichen hat auf ihrem Weg in den Nachmittag. Unten rangieren Paketboten um einen größeren Lkw, der Mobiliar und Kisten ablädt. (Die Sonnenschirme vor der Kneipe wirken etwas bleicher mit jeder Woche, die verstreicht. Aber zumindest bieten sie raren Schatten in der Hitze des Moments.)


Almost 9am. When it comes to time estimates, predictions usually are trashed by reality. Long-running processes, too much information generated all along the way, but no way to restart without waiting even longer. A sigh and a sip of coffee. Too: Watching neighbours hide their windows behind tin foil. And other individual strategies to counter sun and heat. 


Später, früher. Tagesbeginn, daran gemessen, wann der uralte rostige Golf seinen Motor startet und rumpelnd aus dem Viertel rollt. Dunkle stimmlose Geister flattern durch die Dämmerung über den Dächern, das träge Auge ist noch unfähig, Fledermäuse und Vögel zu unterscheiden. Geöffnete Fenster in der gegenüberliegenden Fassade, so weit man blicken kann. Und eine Ahnung von Schlaf in all den ungesehenen Räumen. (Die Themen des Abends sind die Themen des Morgens. Erster Kaffee, Blättern durch Listen von Nachrichten, Aussortieren, was heute nicht wichtig sein soll. Übrig bleibt in jedem Fall genug. Habt es mild heute!)


Nachtgestalten. Nochmal Schritte dort, wo Licht der Laternen sich vorsichtig um Straßenbäume schleicht. Etliche Sticker sind dazugekommen seit gestern, einige freundlicher als andere, an jener Fassadenkante, die manchmal keinem anderen Zweck zu dienen scheint, als eben Sticker zu tragen. Vom Fluss her weht Duft von Wiesen, Wasser und ausglühenden Lagerfeuern, vermischt sich mit dem Hauch auskühlenden Asphalts und der Wärme, die aus alten Mauern flieht. Späte Familien ziehen Handwägen voller Kram wieder in die Tiefe des Wohngebiets, begleitet vom Klappern diverser Utensilien und dem müden Lachen der Kinder. Nachbars Vespa lärmt durch die Kreuzung. Zeit, wieder anzukommen. (Have a slow night wherever you are.)


Closing in on 9pm. A change of weather, a change of pressure. A young wind trying to be a late summer storm, too warm too cold for any season, feeling out of time and alienating. Dizzy, dazed, tense, somewhat sleepy. The hours are wearing off while sky wraps itself on a fabric breeding stars.


Blue sky above two high-rises. And a tree.

Early evening. What if we learn to look up again? // 📷 366skies 

#366skies #outerworld #dresden #concrete_city


Da draußen: Die eigene Stimme dämpfen, immer erschrocken, wie sie an Festigkeit und Nachsicht verliert. Als würden Hall und Echo der Welt reserviert und misstrauisch machen. (Wind spielt mit Sand und abgerissenen Plakaten. Was bleibt von den Phrasen.)


(Sich selbst an die Luft gesetzt. Eingeschränktes Sichtfeld. Verspannt wie alte Saiten, misstönend und rostig. Stein brennt unter den Fußsohlen. Der kühle Kopf als ferner Wunsch.)


Close to 4pm. A sudden load of activity. Critical topics usually aren't very good at obeying schedules. Picking the right hat to wear for that, pulling some mental gloves and sinking fingers deep into dusty, oily parts of a system not touched for - too long, apparently. (Open tasks. Open end. Listening to neighbours return home. And still feeling the heat in everything.)


Flimmernde Trugbilder über Asphalt, Parkplatz-Ödland. Eine alte Dame mit Krücken müht sich durch schmale Korridore, vorbei an eng geparkten Autos, und dann auf Schlangenlinie um kreuz und quer abgestellte Fahrräder und Anhänger. Konzentriertes Schweigen, kein böses Wort. Hinter den automatischen Türen in klimakalten Gängen versammeln sich erste Weihnachtsmänner neben Batterien von Lebkuchen, ein vornehm gekleidetes junges Pärchen wirkt seltsam deplaziert an diesem Ort, und Ton und Wortwahl ihrer Unterhaltung ringen mit ihrem Äußeren um die Hoheit des bleibenden Eindrucks. (Aus dem jungen wird das alte Personal, das Auszubildende anweist und Stammkunden kennt. Monitore werben für uninteressante Produkte irgendeines gleichermaßen uninteressanten Prominenten, und das Mobilgerät summt vorsichtig um Aufmerksamkeit. Schon auf dem Weg ... schon auf dem Weg.)


Plasticity. (Music for hazy mornings, still unsure how much sun to pour into the day.)

https://rendezvousrendezvous.bandcamp.com/album/rendez-vous-ep 

Rendez Vous EP cover. Monochrome picture of two hands, right one places above the wrist of the left one.

#post_punk #music_for_mornings #rendez-vous #france #bandcamp


10am and on. Focus time trumps meeting invites. Sometimes, asides from discussing things, stuff needs to get done, and sometimes, stuff needs attention to be done. (Briefly dropping out of the flow to refuel mug and mind, breathing close to an open window, watching the patterns of trees quietly waving with the breeze that refuses to be real wind.)


(Information management, current level: A window of Notepad++ with two dozens of open tabs, unsaved and untitled, restored on application start on a remote desktop system. Not sure whether it gets more reliable than that, today.)


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