notes from out there.

Auch lange Gespräche verstummen irgendwann. Dann legt man die Kopfhörer beiseite, blickt auf die Sammlung von Tickets und Dateien, die im Laufe der Stunden geöffnet wurden, hält kurz inne - und sperrt den Bildschirm, bevor man das Büro verlässt. Mittag, anderes Viertel. Hausmeister rollen braune Tonnen zurück in ihre Keller, zurück bleibt eine Aura üblen Gestanks, die nur langsam verweht.  Schmetterlinge flattern über alte Zäune, Farben ihrer Flügel schimmernd unter hoher Sonne. Gegenüber rennt ein junger Mann, in Sportkleidung und mit angestrengtem Gesichtsausdruck, wieder und wieder durch das vorübergehende Halteverbot zwischen den beiden Schildern. Passanten beobachten das Schauspiel, fragend, spöttisch. Taxi im Schatten der Bäume. Rollkoffer, Trinkgeld, Ankommen. Zu viel Musik im Kopf, Gedanken irgendwo abseits, Stimmung auf Spätsommer, so lang er denn bleibt. 


Too: Still internally wrestling arguments about whether or not to use music streaming. The comfort of building day-to-day playlists that resound particular moods and smoothen some rough edges - and the peculiar tendency to skip through random tracks but being increasingly unable to perceive and listen an album as a whole.


8am and on, feels like half a day and yet like just still waking up. Ticked a few checkboxes. Desk slightly sorted, inbox pruned, another coffee poured. (Again, reconnecting depends on different factors and not all seem willing to work today. Minor obstacles. Annoying ones, though.)


Geschriebene Kommunikation, Küchentisch, im Zwielicht. Dringlichkeiten nachgehen, die übersehen blieben und sich irgendwann wie ein greller Faden durch den Schlaf zu ziehen begannen. Halbwegs klar genug, Themen fassen und artikulieren zu können. Trotzdem Stolpern, über Schuhe und eigene Füße und Katze (entrüstet fauchend) und die gewohnten Unwägbarkeiten eines noch rohen Morgens und über die Unzulänglichkeiten digitaler Werkzeuge, an denen man sich wieder und wieder schneidet und die ganz besonders dann schmerzen, wenn die Fähigkeit zur Kompensation noch ungläubig vor dem Badspiegel steht. Erster Kaffee. Unten schließt der früher Bus seine Türen. Schlüssel klappern. Der alte Zeitungsbote schiebt seinen Wagen von Haus zu Haus, verweilt überall nur kurz. Über allem ein vorsichtiger Hauch Dämmerung. Immerhin. Habt es mild heute! 


10pm and on. Inhaling the night air, watching colours of the lights alternate near the crossroad. Distant traffic, a train outbound, music stopped a while ago. A Now, like for that machine: About to enter sleep mode but unable to, due to ever-incoming signals. 


(Mond blickt in die Kreuzung. Der Tag ließ alles zurück, was er an Wärme zu geben vermochte. Jetzt  streift frühe Nacht über das alte Pflaster, wogt um die Ecken der Häuser, kriecht zwischen die Spalten angelehnter Fenster, umfasst, hüllt ein. Einige Dinge sind liegengeblieben, einmal mehr. Einige Dinge bedürften klarer Antworten, aber in manchen Belangen dreht man sich um sich selbst in unregelmäßigen Bahnen und akzeptiert irgendwann, dass nicht der richtige Zeitpunkt ist, passende Worte zu finden. Nebenan wird die Vespa durch den Torbogen geschoben, im Treppenhaus flackert die Beleuchtung, eine Türklingel Etagen weiter oben quiekt elektronisch. In die Postfächer rutschen Nachrichten über abgekündigte Dienste und neue Angebote, hinter der Wand plappern aufgeregte Stimmen aus dem Fernseher, und die eigene Musik webt etwas Herbst in all die Geräusche des Augenblicks. Vermutlich zieht genau jetzt ein milder Sommerwind über ferne Meere und lässt weißen Schaum auf den Wellen spielen; über den Dächern der Stadt ist vieles nur einen Traum entfernt. Have a peaceful night wherever you are...)


Clouds hiding a moon. Some sky and a bit of a house below. Early night.

Early evening. A change of light again. Watching with astonishment and hoping for a longer gap to break open the clouds. // 📷 366skies

#366skies #outerworld #smartphonephotography #dresden


(Manchmal benötigt Küche Zeit und Wein, manchmal Pragmatismus. Manchmal sind es alle Gewürze, die der Vorrat zu bieten vermag. Und manchmal tun es Pfeffer und Salz. Lärm von der Baustelle verebbt. Pastellstunde über matten Schindeln.)


"The album explores the connections between bird flight and the human spiritual quest, centering around a dialogue between numinous Others and ourselves in a dance of interwoven meanings." Music for afternoons between the city and the green. Dense and organic. A strange journey.

https://fauna.bandcamp.com/album/avifauna 

Fauna - Avifauna cover. Birds feathers bound in a wreath of a tree branch. Laying on what seems a wooden surface

 

#autumn_music #cascadian_black_metal #fauna #music_for_afternoons


4pm and on. Face in the sun. Head in invisible clouds, or vice versa. Still ticking with the beat of the latest tasks, still hard to slow down. Hours later, different school kids make their way home through the office backyards, jackets carelessly wrapped around hips, ice cream cones in hands, way too bulky, heavy bags shouldered as good as somewhat possible. Office dwellers afternoon rituals: Loading dishwashers, changing clothes, shoving expensive bicycles down narrow staircases. Always in the midst of moving on. 


Mit den Stunden zieht warmes Licht über den Schreibtisch, berührt Staub und Kaffeespuren, zeichnet die tanzenden Schatten von Fingern, die abgegriffene Tasten bedienen. Synchronisationskonflikte: Zu viele parallele Themen, die gleichzeitig zu Entscheidungspunkten kommen, gleichzeitig ungeteilte Zuwendung einfordern. Mit ein wenig Schieben und Dehnen von Momenten ist sehr viel mehr möglich, als man anfangs vermutet, aber der Kraftaufwand bleibt spürbar, wetzt Konzentration und Aufmerksamkeit ab, lässt die Gedanken nervös und unstet werden. (Bilder wechseln. Innenhof in Spätsommersonne, gleißende Spiegelungen auf der welligen Oberfläche des Teichs. Springbrunnen, immer wieder kleine Tröpfchen, die es über die reguläre Bahn hinaus bis ans Ufer schaffen, auf den grauen Platten flüchtige Spuren hinterlassen. Gespräche auf einer Terrasse, bunte Animationen fliegen über einen großen Monitor im Erdgeschoss. Flüchtige Geschichten, diesmal von Zeitboxen. Und halbherzig eingeplanter Untätigkeit.)


9am and on, quite a bit. Measuring time and throughput, more than just once unable to make sense of the results unless there's a black box somewhere in between that randomly changes observed data in contradictory ways. Wouldn't be too much of a surprise - maybe everything's possible in terms of intangible logic and structures. (Writing code to trace flow through other, most likely buggy code. What could possibly go wrong?)


(Auch: Unsicherheiten und Schwankungen der Stimmung. Wo ist das morgendliche Selbst bewusst und echt? Und ab welchem Punkt das Helle selbst im Frühen nur unbewusster Schutz, dünn und rissig und nicht lang angetan, Reibung und Widrigkeiten standzuhalten? Keine Antwort.)


Neuer Morgen, andere Ruhe. Der Versuch langsamer Bewegungen, um noch für eine Weile in dem Nebel zu bleiben, der vom Fluss her in die Viertel zieht. Aber schließlich reißt die Verbindung doch, wird die Welt klarer, weiter, lauter. Sonne im Rücken, knapp über dem Dunst. Flugreisende unterwegs südwärts, vier Turbinen ziehen scharfe Linien, die erst weit hinter der Maschine ins Nichts zerfasern. Eine Traube von halbwüchsigen Kindern drängt aus der Straßenbahn, über Gleise und Asphalt in den Schulhof, während etwas weiter schwere Limousinen in zweiter Reihe parken. Hausmeister, Erstkontakte an der Kellertreppe. Türen schließen. Einfinden, als körperlicher und geistiger Akt. Und ein stummer Gruß hin zu den Tauben, vor dem zweiten Kaffee. Habt es mild heute!


(Closing in on 11pm. Algorithmic misbehaviour again. Some tweaking, poor results, postponing. Tired too much, too late and partially awake. Finally feeling the light of moon on skin and soul, but still unable to fully see her. The grey of night feels softer than the grey of day.)


Wieder viel später: Fragmente zusammenfügen, Fragmente loslassen. Zufälliges Stolpern durch Vergangenheiten als fortgesetztes Muster des Tages. Nur in verschiedenen Kontexten. Kein Mond, keine Sterne, fortschreitende Nacht, aber der Himmel über der Stadt ist wolkenlos und immer noch hell. Zeilen lichtloser Fenster im Blickfeld und für manchen kurzen Moment wird einem bewusst, dass dort schon lang dunkle Stille wohnt. Irgendwo läuft der Motor eines schweren Fahrzeugs, über die Betonbrache treiben Bässe und Stimmen. Neonschatten auf dem Fußweg vor der Kneipe, ein später Radkurier mit großem Rucksack sucht nach der richtigen Klingel für das Hinterhaus. Lauwarmer Abend. Regen liegt in der Luft, aber eher als fliehende Wahrnehmung. (Have a quiet night wherever you are!)


An outside part of a restaurant at night. Umbrella wearing a Budweiser logo, a bicycle in the foreground, a bunch of empty chairs and tables under lights and trees.

Evening stories. Unsure whether these places are already or still empty. Waiting for the nights. // 📷 random-stories

#campsnap #random_stories #dresden #outerworld #later_that_day_later_that_night


Irgendwie dann: Vorangekommen durch allen Rhythmus und halb zurück im Sommer. Menschen drängen sich an Ampeln, strömen über die Straßen, reihen sich ein, verschmelzen mit dem hektischen bunten Leben, das das andere Viertel in die Dämmerung trägt. Gegenüber warten Teenager auf ihre Pizza, sitzen am Bordstein, trinken Mate und lachen. Ein junger Mann in Bürokleidung trägt eine teure Aktentasche zum Parkplatz, sein Blick wirkt abwesend und unberührt vom Treiben um ihn herum. Zwei ältere Herrschaften durchsuchen einem Papierkorb nach Flaschen. Der Barbier fegt seinen Laden aus. Roller und Fahrräder kommen sich in die Quere, man gestikuliert und schimpft. Jeder Augenblick hat seinen eigenen Klang. 


4pm and on. Running through calls in tight sequence piles up artifacts that somehow require documentation and attention. Quietly shouting at ones on poor handwriting style so postprocessing all these roughly collected notes becomes an immediate task in order to not lose important nuances. Staring at the cameras as if to make it embarrassed but failing at it. Pondering plays on words and how they fail in other languages all too often. System fans running louder again. Shadows in the backyard. The sun stayed. The day didn't. 


Zwischen Tür, Angel, Kuchen: Eintreten ins Dunkel uralter Projekte. Zusammensuchen von Namen, Referenzen und Entscheidungen. Irgendwann den Staub von Kleidung und Haaren schütteln, kurz husten, die wichtigsten Erkenntnisse als rohe Stichpunkte auf Papier kritzeln und alles andere wieder vergessen. Anrufliste aufräumen. Beobachten, wie Bürohund im Flur gähnt. Sinnieren über Pausen, Lücken im Gewebe der wochentäglichen Realitäten und das Temporäre vieler hoher Prioritäten. Warme Luft weht in die Gänge. Blasse Sonne an blassem Himmel. 


Blue sky, very few clouds above city buildings. An old fence and sunflowers in the foreground.

In between - hours, places, weathers. A brief return of summer. // 📷 366skies

#366skies #outerworld #smartphonephotography #dresden #concrete_city


Closing in on 9am. Drafts, templates, roadmaps. Wondering where to see the line between sane structural preparations and overhead that just consumes too much time without adding to the result. But maybe there are too many sides to every story, as always, and maybe being stuck in a certain mode of work doesn't ease this decision.


Früh am Morgen, leere Büros. So lang in den Zimmern noch mehrheitlich Ruhe und Dämmerung herrschen, dürfen die Tauben auf der Reling vor der Terrasse schlafen; die ersten Bewohner der Küchen, die nach Tassen, Kaffee, Form und Einstieg in ihre eigenen Rituale suchen, nehmen keinen Anstoß an den grauen Vögeln. Zu lang warten, bis der Bildschirm erwacht, um zu merken, dass der Laptop noch in der Tasche steckt. Fenster öffnen. Augen reiben. Im Treppenhaus hustet jemand, schmerzhaft und laut. Der Fahrstuhl schließt. Auf irgendeinem Tisch klingelt ein Telefon, und an diesem Punkt des Tages ist der Ton noch durchdringender und aufschreckender als sonst. (Tetris, blaue Blöcke, Abstecken der Wege bis zum Nachmittag. Und dann weiter, nur mäßig zufrieden mit dem Ergebnis. Habt es mild heute!)


Merklich später bewegt sich die Kneipe in jenem seltsamen Zustand, in dem noch Lichter brennen und die Tür halb offen steht, aber keine Gäste mehr über die Schwelle finden und niemand mehr Getränke ausschenkt. Leere Bierkisten füllen den Durchgang zum dunklen Hinterzimmer, daneben steht der Kellner, atmet eine Zigarette und beobachtet das Viertel durch die heute blitzsauberen Scheiben so intensiv, dass man den Blick beizeiten abwendet in der Hoffnung, zufälligem Augenkontakt zu entgehen. Milde Luft treibt über die Betonbrache, der Moment duftet intensiv nach Ferne, Weite und sich festhaltendem Sommer, lässt einen benommen und schwindelig zurück. Nebenan läuft der Fernseher lauter als sonst, alberne Musik erklingt, Konserven lachen. Der Montag flieht. Man findet einen Ausklang. So oder so. (Have a peaceful night wherever you are.)


Shapeless nightsky above an old facade. Bright windows, slightly lit small tower.

Later. Outside, under the night that's moving in again. // 📷 366skies 

#366skies #outerworld #smartphonephotography #dresden #escapism


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